Zwischen Universalismus und partikularem Anspruch - das Prinzip Aufklärung im gesellschaftlichen Spannungsfeld

Zwischen Universalismus und partikularem Anspruch - das Prinzip Aufklärung im gesellschaftlichen Spannungsfeld

Organizer
Doktorandenschule Laboratorium Aufklärung, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Venue
Rosensäle, Fürstengraben 27, Jena
Location
Jena
Country
Germany
From - Until
06.05.2012 - 08.05.2012
Website
By
Kristina Hinneburg

Das Prinzip Aufklärung fußt auf dem Postulat einer einheitlichen, universalen Vernunft. Historische Versuche seiner Umsetzung machen jedoch sichtbar, dass die dem Postulat entspringenden, von Individuen oder Gruppen erhobenen Ansprüche immer wieder verletzt werden: Gesellschaftliche Exklusionsmechanismen entlang der Kategorien Religion, Gender, Rasse, Ethnie und Klasse scheinen die Korrelate der aufklärerischen Praxis zu sein. Ziel des Kolloquiums ist es, das Verhältnis von Majorität und Minoritäten (bzw. minorisierten Gruppen) im gesellschaftlichen Spannungsfeld zu untersuchen und zu prüfen, ob und wie sich kollektive Akteure der Rhetorik, Programmatik und Praxis der Aufklärung bedienen, um bestehende Macht- und Ordnungsgefüge zu legitimieren oder neu zu definieren. Ein Paradebeispiel einer solchen Revision stellt die jüdische Aufklärung dar. Als Minoritätsaufklärung war sie nicht nur nach innen gerichtet, sondern stellte neben dem eigenen auch den gesamtgesellschaftlichen Status Quo in Frage. Im Kontext der genannten Problematik bietet das interdisziplinäre Kolloquium Raum und Zeit für die Diskussion folgender und sich anschließender Fragen: Welche Eigenschaften lassen sich für die jüdische Aufklärung und andere Minoritäten-Bewegungen - ausgehend vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart - feststellen? Welche gesellschaftlichen Inklusions- und Exklusionsmechanismen sind im Zeichen der Aufklärung zu beobachten? Und wie werden Identitäten dabei verhandelt?

Programm

Eröffnungsvorträge am Sonntag, 6. Mai, ab 13:30 Uhr

Gudrun Hentges (Fulda), Die Schattenseiten der Aufklärung

Christoph Schulte (Potsdam), Integration durch Haskala – ein Paradigma für Minoritäten-Integration heute?

Volker Depkat (Regensburg), The Double Dialectic oft he American Enlightenment

Vorträge am Sonntag, 6. Mai, ab 16:15 Uhr

Borislava Marinova (Regensburg), Dialectic of Enlightenment in America, 1865–1919

Alexandre Netchaev (Berlin), The Working-Class Attempt to Be Included in British Politics in the 1790s

Jasper Trautsch (Berlin), Aufklärung als Selbstbeschreibungskategorie Amerikas

Vorträge am Montag, 7. Mai, ab 09:00 Uhr

Marie-Luisa Frick (Innsbruck), Tendenzen der Inklusion und Exklusion im Menschenrechtsdiskurs der Aufklärung

Grażyna Jurewicz (Frankfurt a.M.), Das Partikulare denken: Mendelssohn und Kant im Widerstreit der Aufklärungen

Joseph Gaigl (Jena), Salomon Maimons Lebensgeschichte – eine Quelle der Kantischen Religionsschrift?

Juliane Irma Mihan (Jena), Die christlich-jüdische Simultanschule in Lengsfeld/Thüringen

Patrick Koch (Leipzig), Universalist Particularism – The Formation of a Jewish Ethics and its Impacts on the Reformulation of Judaism during the Haskalah

Yonatan Brafman (New York), Universal and Particular Claims in Contemporary Philosophy of Halakha: The Thought of Soloveitchik and Novak in the Context of Habermas’s Theory of Communicative Action

Mihail Evans (Brüssel), Reasons and Enlightenments: Of Derrida and Habermas

Adrian Klein (Halle), Emanzipation im Spannungsverhältnis zwischen Partikularismus und Universalismus

Vorträge am Dienstag, 8. Mai, ab 09:00 Uhr

Tatiana Artemyeva (Helsinki/St. Petersburg), Intellectual Networks of the Enlightenment in Comparative Perspectives

Friedrich Pollack (Bautzen), Die Geburt einer Minderheit – Diskurse um Identität und Alterität in der frühmodernen Sorabistik

Joachim Krauss (Berlin), Ideen zur „bürgerlichen Verbesserung der Zigeuner“

Roman Halfmann (Peking), Aufklärung zwischen Deutschland und China

Aleksandra Ambrozy (Halle), Autonomie zwischen Freiheit von Tradition und Freiheit zur Tradition – ‚Aufklärung‘ als gemeinsames Drittes in der gegenwärtigen französischen Debatte um muslimische Anerkennungsforderungen

Diana Karadzhova-Beyer (Jena), Aufklärung und Islam als Strategie im Spannungsfeld von Geschichte und Individuum

Vollständiges Programm des Graduiertenkolloquiums „Prinzip Aufklärung“ unter: http://www.dsla.uni-jena.de/Aktuelles

Kontakt:
Doktorandenschule Laboratorium Aufklärung
Kristina-Monika Hinneburg
aufklaerung_2012@uni-jena.de

Contact (announcement)

aufklaerung_2012@uni-jena.de


Editors Information
Published on
18.04.2012